Sonntag, 29. November 2009

Wie im Himmel

Hach, es gibt sie noch... die guten alten Zeiten, in denen man betrunken vor'm Fernseher hängt und auf ostdeutschen (jaja... 20 Jahre Einheit blabla, der Film kam halt im MDR, man muss die Dinge mal beim Namen nennen! :P) Sendern Filme sieht, die man sich längst mal ansehen wollte. In diesem Fall war es "Wie im Himmel" - ein oscarnominierter, schwedischer Film aus dem Jahre 2005 über einen todkranken Star-Dirigenten, der sich in den Ort seiner Kindheit zurückzieht und dort nicht nur gegen schiefe Töne des Chors, sondern auch die Kirche selbst antritt.




Wer solch einen Titel hört, denkt natürlich sofort an Kitsch, schwedische Frauen und den Genuss von Köttbullar (zur Not die IKEA-Dinger, aber lasst das nicht Karlsson vom Dach hören*). Tja... man behält recht, aber wie es sich für den Himmel gehört, läuft alles harmonischer ab als in Schmachtfetzen von Rosamunde Pilcher, wo sich die Leute mit Liebes- und Hassbekundungen gleichermaßen vollkotzen, bevor sie sich von der britischen Steilküste stürzen. In Schweden ist alles bodenständiger und einfach näher am Typus "Mensch". Selbst wenn einem Menschen nur das Fahrradfahren beigebracht wird, sieht man gerne zu, denn es ist einem nicht egal. Man wünscht den Leuten entweder Gutes oder halt etwas Schlechtes, manchmal auch nur Ruhe oder Kraft. Wenn soviel Wert auf die Gefühle der Menschen gelegt wird, müssen leider andere Dinge zurückstecken. Einige sind (interessanterweise) verschmerzbar, wie die holprige Inszenierung mit recht groben Schnitten und plötzlichen Sprüngen. Dafür dass es ein Film über die Kraft der Musik ist, hört man erstaunlich wenig davon. Zwischendurch wird ein wenig gelallt und gefeiert, außer dem Finale und "Gabriellas Song" (großartige Nummer) bleibt die Musik leider nur Aufhänger für all die unterschwelligen Konflikte des Dorfes, z. B. zwischen Inger, die im Chor aufgeht und ihre Sexualität wieder entdeckt, sowie ihrem Freund, dem Pastor Stig. Der findet es nämlich gar nicht gut, dass die Fantasien aus seinen Pornoheftchen nun Realität werden und beschuldigt direkt mal alle der Sünde. Aber gut... dass er nicht gerade der Hellste ist, beweist er schon alleine dadurch, dass er diese Heftchen hinter ein paar Büchern im Wohnzimmer versteckt - Amateur! *g* Nun aber wie Star-Dirigent Daniel wieder zurück zu den Wurzeln: der Musik. Als audiophiler Mensch tut einem der Verzicht auf noch mehr dieser wirklich schön klingenden Chorlieder ziemlich weh. Da hilft nur noch der Kauf des Soundtracks, der hiermit so gut wie bestellt ist. Am Ende bleibt festzuhalten dass es mal wieder ein schwedischer Film geschafft hat, ins breite Licht der Öffentlichkeit zu treten und ich hoffe, es werden noch viele folgen. Ich wende meinen Blick gerne wieder gen Norden, um zu schauen welche Filmperlen in naher Zukunft das Licht der skandinavischen Wälder erblicken. Bis dahin befinde ich mich noch nicht im Himmel, aber zumindest auf Wolke 7/10.


* Zugegeben, diesen Insidergag musste ich mir erstmal selbst zusammengooglen. War nie so der Astrid Lindgren-Fan... wem es ebenso geht, dem sei gesagt dass Köttbullar die Leibspeise von Karlsson ist.
Reblog this post [with Zemanta]

1 Kommentar:

landlord hat gesagt…

stimme dir zu, er war schön, hatte ein paar gekonnte kniffe in petto, aber so richtig überzeugt, naja, dafür war er zu vorhersehbar, irgendwie. aber hübsch, doch, doch.