Samstag, 19. Dezember 2009

AVATAR

Es wurde viel geschrieben in den letzten Monaten, Wochen und Tagen. Die Gemüter sind gereizt und beide Parteien scheinen unversöhnlich. Im Hintergrund ist der Krieg schon längst im Gange. Hier wird weder mit Pfeil und Bogen, noch mit Hightech-MGs gekämpft. Die Waffe ist das Wort, verbreitet durch über die Tastatur flitzende Finger und auf ewig Bestandteil des Internets. Soziale Netzwerke für die Einen, Baum des Lebens für die Anderen ... vernetzt sind beide ... wofür soll man sich also entscheiden? Eine Antwort darauf gibt es nicht, interpretieren darf man viel, aber bei der Möglichkeit sollte es auch bleiben.

Hier regieren Schauwerte, groß und beeindruckend ... in 3D ... wow, was für eine Welt! Der Wald lebt, schreit, leuchtet und verzaubert. Faszination macht sich breit und doch bleibt man als Betrachter außen vor. Es wirkt wie ein Reflex, dass man versucht in dieser knapp dreistündigen Reise nach Pandora alles mit- und vor allem wahrzunehmen, was nur geht. Dabei kommen automatisch Merkwürdigkeiten wie der übertriebene Glanz auf Flora & Fauna in den Tagesszenen zum Vorschein. Andererseits erwecken die im Wind wiegenden Gräser und der komplette Wald bei Nacht eine gewisse Ehrfurcht aufgrund ihrer Beinahe-Perfektion. Nicht zu vergessen die Naa'vi, in deren Gesichtern man feine Poren und realistische Gesichtsregungen erkennt, während die Menschen scheinbar konträr dazu erstarren und so leblos wirken, als ob jeder von ihnen gerade in einem Avatar stecken würde. Die Technik steigt in himmlische Sphären auf, soll einem die Sinne benebeln und in gewissem Maße über die am Boden dahinvegetierende Story hinweg sehen lassen.

Doch so geht es nicht. Für mich wurde Avatar irgendwann zu einer puren Reflexion der Person James Cameron. Ein getriebener Mann, besessen von der neuesten Technik, der Erschaffung einer perfekten Illusion, so starr fixiert auf sein Ziel wie die Firma im Film auf ihren Profit. Dies unterstreichen seine teils aggressiven Reaktionen auf die Frage einiger Journalisten nach der simplen Pocahontas-Story. Er reduziert alle anderen wichtigen Dinge des Filmes auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, um 'seiner' Technologie zu einem überragenden Sieg zu verhelfen. Er beherrscht den Trick, aber ihm fehlt das Prestigio. Darüber täuscht selbst der kitschige Ethno-Anstrich nicht hinweg, der sich darin ergeht die ultimative Verbundenheit zur Erde darzustellen. Schön anzusehen und durch den Chorgesang sogar schön anzuhören, aber unter'm Strich kommt wenig bei raus. Ich würde James Cameron wünschen, dass er weniger in Superlativen denkt und nicht dem Trugschluss erliegt, dass die Optik für die, in den letzten Tagen wieder oft erwähnte, Kinomagie verantwortlich ist. Dabei sorgt doch eher eine gut durchdachte Geschichte - in Verbindung mit dem passenden Bild - dafür, komplett in einer anderen Welt abzutauchen. Oder wie erklären sich die selbsternannten Kritiker den Erfolg von Fantasy/SciFi-Büchern, wenn es doch so sehr um die Optik ginge?

Mehr möchte ich zu dem Film gar nicht schreiben und das Thema abhaken. Sollen Leute ihren Spaß am Film haben, ich gönne es ihnen, für mich war es trotz großer Vorfreude nichts. Dann warte ich lieber auf das 'Clash of the Titans'-Remake, der Film nimmt sich nach aktuellem Stand zumindest nicht wichtiger als er ist.

5/10


Wer den Trailer sehen möchte: Hier geht's lang. Youtube erlaubt bei dem Film kein Einbetten. Danke dass man mal wieder wie ein kleines Kind behandelt wird.

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1 Kommentar:

landlord hat gesagt…

beinahe hätte ich ihn angesehen, aber es kam nicht dazu. und ich bin nicht traurig drum. nach titanic habe ich mit cameron abgeschlossen, besser ist es. und es ist schon ironisch, wie eine naturgeschichte in perfektem ultra-3d zelebriert wird, während sie ZUM SELBST ERLEBEN DORT VOR DER TÜR IST! -_-