Sonntag, 31. Januar 2010

A Serious Man

Das Leben ist merkwürdig: Es bewirft einen mit Liebe, Glauben, Verzweiflung und ab und zu mit einem IKEA-Katalog. Alles große Dinge, die da ihren Schatten werfen. Da ist es nur sinnvoll, sich eine Lebensvorlage zu suchen die gut auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist und einem Sicherheit vorgaukelt, solange man nicht zu sehr an den Feststellschrauben dreht. Denn dann könnte der Autor böse werden - egal ob er Gott, Hashem, Budda, Shiva oder Steve Jobs heißt. Leider hat das niemand den Vorfahren von Larry Gopnik gesagt, die Dinge ins Rollen bringen, deren Verlauf nicht nur einen 'serious man', sondern ein ganzes Weltbild erschüttern lassen.








Mich umtreibt gerade ein ziemlich religiöses Gefühl ... diese Faszination von etwas, dessen Existenz nicht ohne weiteres ersichtlich ist. Natürlich sehe ich den Film, aber ich spüre ihn auch. Ich spüre dieses bedrückende, beunruhigende Gefühl, das sich durch den gesamten Streifen zieht. Die Einfahrt ist sauber, der Rasen gemäht, die Sonne steht hoch am Himmel und durch das Radio dröhnt "Somebody to love" von Jefferson Airplane und doch ist da im Hintergrund eine große Last, die Last der Religion. Sie lenkt Larry durch eine Welt die er immer weniger versteht, lässt ihn Zeit in den Warteräumen von Rabbis vergeuden und Geld an die Brieftasche eines Anwalts verlieren. Selten hat jemand so amüsant und hintergründig gelitten - die Coens schaffen es dass der Humor nie lächerlich wirkt, die Klischees nie zu offensichtlich für Gags herangezogen werden, sondern so, dass man Spaß daran hat sich zu amüsieren. Man lacht nie über die Figur selbst, sondern nimmt ihre Eigenheiten, Macken und Besonderheiten mit einem Lächeln zur Kenntnis - egal ob es der tumbe chinesische Student oder der pubertierende Jung-Rabbi ist. Da muss nicht mit dem Holzhammer gearbeitet werden - es ist wieder eine Gefühlssache und die Coens haben dieses Gefühl. Hatten sie schon immer. Die tolle Kameraarbeit und der apokalyptische Score von Carter Burwell bilden sozusagen den Heiligenschein dieses Werkes.


Was ich noch erwähnenswert finde: Ich fand' den Film sehr religionskritisch, was interessant ist wenn man den Hintergrund der Coens ansatzweise kennt. Es gibt eine Szene im Film in der ebenso humorvoll wie wahrheitsgemäß auf den Punkt gebracht wird, welche Idiotie teilweise hinter den Religionen steckt. Man darf fragen, aber keine Antworten erwarten und wenn es dann eine gibt, bleibt sie nebulös. Kein Wunder dass selbst ein ernster und gläubiger Mann daran verzweifelt. Habe mir ein wenig Trivia angeeignet und der Film scheint ein riesiges Sammelsurium an Querverweisen auf das Judentum, die Bibel & Co zu sein. Ich versuche mal darauf zu achten. Desweiteren mal der Tipp in die Runde, sich den Film mindestens einmal auf deutsch anzusehen. Gotteslästerung? Nein, nur der Hinweis darauf dass der jiddisch gesprochen Vorspann ein kleines Highlight in der deutschen Fassung ist da man viele Wörter wieder erkennt. :)

9,5/10

1 Kommentar:

landlord hat gesagt…

Vor allem aber fand ich ihn witzig, so durch die Poren, ohne, dass man sich völlig wegschmeisst, aber trotzdem wahnsinnig amüsiert ist. :D Ein zu Recht und meiner Überraschung sehr gehyptes Filmchen.