Die Grundschullehrerin Poppy meistert ihr Leben aufgeschlossen und mit grenzenloser Heiterkeit - obwohl schon über 30 Jahre alt, hat sie noch keine Familie gegründet und lebt ihr Singleleben gelassen und ohne Torschlusspanik. Den nötigen Halt geben ihr ihre Freundinnen, mit denen sie das Leben in vollen Zügen auskostet. Dabei bringt sie ihre eigene Freundlichkeit immer wieder in unangenehme oder skurrile Situationen - für Poppy allerdings kein Grund, ihre Lebensfreude aufzugeben.
Hierzulande taucht das Wort Freundlichkeit im Duden erst nach dem Buchstaben Z auf – leider. Dass wir mit diesem Problem nicht alleine dastehen zeigt Mike Leigh in seinem neuen Film. Dort tauchen keine verbitterten Deutschen auf, sondern verbitterte Briten – nur haben diese mit „Poppy“ eine übermächtige Gegnerin, die gute Laune verbreitet. Dass dies kein leichtes Unterfangen ist wird sehr schnell klar. Man wird in Poppys bunte, realitätsferne Welt gestoßen und sieht ihr dabei zu, wie sie, allen äußeren Einflüssen zum Trotz, an ihrer Fröhlichkeit festhält. An dieser Stelle treten alle grundlegenden Eigenschaften des Filmes in den Hintergrund. Nun gut, es sei noch kurz erwähnt, dass der Schnitt sehr ordentlich ist - trotz der großen Zeitsprünge - und sich die Musik angenehm zurück hält um nur hier und da mal etwas zu untermalen. Aber eigentlich ist es interessant ab diesem Punkt einfach nur zu beobachten wie die Leute im Film und die Leute um einen herum auf Poppy reagieren.
Für mich, als Realisten, hatte der Film vor allem Probleme mit der Darstellung aktueller Inhalte wie Fremdenhass, Gewalt gegen Kinder und allgemein dem Hass auf die Gesellschaft.
In diesen Szenen wirkt Poppy ansatzweise gebrochen, zweifelnd.....nur um im nächsten Moment wieder glücklich herumzuhüpfen. Mike Leigh konfrontiert seine Protagonistin nicht mit der Realität, sondern nur mit einem Ansatz davon. Gegen den gewalttätigen neuen Freund der Mutter eines Schülers hilft mal eben ein kurzes Gespräch mit dem Schulpsychiater und ein kleiner Termin mit der Mutter - fertig, der Rest wird dann schon.
Man schwebt zwischen Kopfschütteln aufgrund ihrer Naivität und Bewunderung für ihren Umgang mit Ausgestoßenen der Gesellschaft, dem Fahrlehrer (die Szenen mit ihm sind das Highlight des Filmes - da übertreiben die Kritiken nicht) und einem Obdachlosen. Bei einem von beiden gibt sie ehrlich auf. Sie kann nicht jeden retten, einen Versuch ist es ihr aber wert. Ich bleibe im Zwiespalt mit der Figur und gratuliere Mike Leigh dafür, denn das Thema ist diskussionswürdig und sollte nicht als einfache "Alles ist schön"-Variante enden. Und bevor ich's vergesse - Sally Hawkins Performance war wirklich toll, nie zu sehr ins Lächerliche abdriftend sondern mit viel Gefühl für die Rolle.
Sehenswert.
7/10
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